Naturnahe Bepflanzung der Versickerungsmulde
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Oberbodenschicht (Mutterboden) zu begrünen. Es soll eine durchwurzelte und belebte Bodenzone hergestellt werden, in der das Regenwasser auch gereinigt wird. Sie erfüllt dann die im DWA-Arbeitsblatt DWA-138 geforderten Auflagen.
Begrünt durch Rasen ⭕️
Der Oberboden der Versickerungsmulde muß vor Inbetriebnahme, also vor dem Anschluss der Zuleitungen an die Fallrohre, ausreichend durchwurzelt sein. Das kann sofort durch Einsetzen der geeigneten abgestochenen Grasnabe (Grassoden) oder durch Einbau von Rollrasen erfolgen. Bei der Ansaat mit Grassamen muss mindestens einmal gemäht worden und die Durchwurzelung fortgeschritten sein.
Diese, nach dem DWA Arbeitsblatt DWA-A 138 gängige Begrünung einer Versickerungsmulde ist aus technischer Sicht eine gute und empfohlene Variante zum Grundwasserschutz. Aus Sicht der Biodiversität und des Artenschutzes schneidet sie aber nicht besser ab, als ein normaler Zierrasen.
Einheimische Saatmischungen ✅
Als die bessere Wahl ist eine mehrjährige einheimische, regionale Wildblumen- oder Wildkräutermischung zu empfehlen (Aussaat ca. 5-10 g/m²). Eine gute Entwicklung der Pflanzen kann bei Ansaat im Herbst erst im Folgejahr erreicht werden. Die Ansaatmischung kann aber durch eine Beimischung mit einem Schnellbegrüner (ca. 2 g/m²) versehen werden, so dass die Versickerungsmulde schon nach einigen Wochen funktionsfähig ist.
Es kommen Saatmischungen für wechselfeuchte bis hin zu überwiegend trockenen Standorten in Frage. Auch eine Mischung mit Staudenpflanzen, auch über den Muldenrand hinweg, ist möglich.
Naturnahe Staudenbepflanzung ✅
Für eine gezielte Anpflanzung von Stauden werden ca. 4 bis 6 Stück pro m² empfohlen. Auch hier sind mehrjährige Pflanzen aus der Region vorzuziehen, die für unterschiedliche Standorte geeignet sind:
- wechselfeuchter Standort
- Auenstandort, feucht
- trockener bis frischer Standort
- überwiegend trockener Standort
Die Forschung über die Muldenbepflanzung befindet sich noch in den Anfängen, obwohl schon Pilotprojekte mit mehrjährigen Beobachtungen vorliegen. Dabei haben sich die bepflanzten Versickerungsmulden durchaus auch als trockene Standorte bewiesen (s. Quellenangaben).
Zahlreiche Beispiele für Bepflanzungen sehen Sie in den Abbildungen der veröffentlichten Quellen.
Quellen
[1] Jürgen Eppel, 2003: Muldenversickerung – Einfluss von Pflanzenarten auf die Versickerungsleistung Quelle: Baustoff Pflanze – Nische oder Notwendigkeit? Bd.2. 35. Veitshöchheimer Landespflegetage 22. und 23. Januar 2003
[2] Angelika Eppel-Holz in LWG 11/2009, S. 41-45 (Sonderdruck 11 S. der Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Abt. Landespflege): Versickerungsmulden standortgerecht bepflanzt
[3] Angelika Eppel-Hotz, Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, LWG Veitshöchheim, Artikel in DEGA GALABAU 03/2019, S. 62-67: Bepflanzte Sickermulden bieten Mehrwert
[4] Interview mit Prof. Dipl.-Ing. Cassian Schmidt: Pflanzen für die Schwammstand, Deutsche Baumschule 12/2021, S. 38-41