Muldenoberboden, Anforderungen und Eigenschaften
Anforderungen an den Muldenoberboden
Die Versickerungsmulde dient zur Zwischenspeicherung des anlaufenden Niederschlages und kann nur in Verbindung mit einem geeigneten und begrüntem Muldenoberboden funktionieren.
Der Muldenoberboden hat bei der Versickerung im Wesentlichen zwei wichtige Aufgaben, die dieser hinsichtlich der Leistungsfähigkeit erfüllen muß:
- Reinigung des Niederschlagswassers
- Einleitung der Versickerung
Es erfolgt eine Reinigung des Niederschlagswassers von Schweb- und Schadstoffen, bevor es weiter bis ins Grundwasser sickert. Der Muldenoberboden besteht i.d.R. aus einer Rasenschicht mit darunter liegendem Oberboden als bewachsene Bodenzone. Er ist flächenhaft begrünt und soll eine geschlossene Vegetationsdecke aufweisen. Damit trägt er auch zur Verdunstung bei. Nach Möglichkeit ist der vorhandene Mutterboden zur Muldengestaltung zu nutzen.
Der Muldenoberboden sollte eine gute Durchlässigkeit haben, die größer als die des anstehenden Unterbodens ist (hier gewählt: kf > 5*10-5 bis 1*10-4 m/s = feinsandiger Mittelsand) [2].

Bildquelle [1] S. 16, Prinzipskizze Mulden-Versickerung
Die Leistungsfähigheit der bewachsenen Bodenzone hinsichtlich des Rückhalts wassergefährdender Substanzen wird durch physikalisch-chemische und biologische Prozesse bestimmt. Diese haben auch Einfluss auf die Eignung als Pflanzsubstrat. Die Anforderungen können durch Zumischen von Zusatzstoffen wie Sand oder Kompost erreicht werden.
Der Boden sollte 20 bis 30 cm mächtig sein und einen humosen Anteil von 1-3 Masse-% besitzen. Erfüllt der gewachsene Mutterboden vor Ort diese Bedingungen nicht, ist eine entsprechende neue Mutterbodenschicht aufzubringen und zu profilieren. Die Eigenschaften (s. Tab. unten) und die Durchlässig (s. Abb. unten, Siebkurve aus [4]) sind vorab durch Untersuchung zu belegen.
Der Boden muß den stofflichen Anforderungen der Zustandsklasse Z0 gemäß der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) genügen, d.h. er darf keine Schadstoffe enthalten. Für den Untergrund gilt die Altlastenfreiheit.
Die Abbildung zeigt die Empfehlung der Eigenschaften für die bewachsene Bodenzone [1].

Definitionen Muldenoberboden
Die belebte Oberbodenzone ist eine begrünte Bodenschicht, durch die das Wasser versickert und gefiltert wird.
So bezeichnet man eine gewisse Dicke und Schichtaufbau von Erde (mindestens 30 cm Oberboden mit Begrünung), durch die das Wasser verrieselt/versickert und dabei die mitgeführten Schadstoffe im Erdreich gebunden werden.
Folgende Bezeichnungen werden oft synonym verwendet, fett markiert ist die vorherrschende fachliche Bezeichnung. Während die bewachsene Bodenzone die Bodenfunktion allgemein beschreibt, im Zusammenhang mit der Mulde, ist mit dem Muldenoberboden der Ort der Lage in der Mulde gemeint.
- bewachsene Bodenzone
- belebte Bodenzone
- biogene Bodenzone
- belebte Oberbodenzone
- begrünter Oberboden
- begrünte Muldenvertiefung
- Grünmulde
- Mutterboden
- Mutterboden mit Grassnarbe
- Muldenoberboden
- Muldendeckschicht
- Oberboden
- Mulden-Sohlschicht
- aufbereitete Vegetationsschicht mit Raseneinsaat
Oberboden: Kornverteilung und Durchlässigkeit
Die Abbildung zeigt die Empfehlung in [4]/[4a] für den Bereich der Kornverteilung nach Siebkurven für die Eignung als Mulden-Oberboden. Zum Vergleich s. auch meine Seite über Laboruntersuchungen: Siebanalysen. Dort ist nach Diagramm 3 die Kornverteilung der empfohlenen Mutterbodenschicht nahezu mit einem Flusssand vergleichbar bzw. hat sich daraus gebildet. Der Feinkornanteil <0,063 mm (Schluff, Ton) soll ausdrücklich max. 10 % betragen. Dadurch wird der kf-Wert an der Untergrenze etwas größer, als in der Textabbildung oben empfohlen. Auch der Kiesanteil ist bis max. 10 % begrenzt (s. Diagramm). Somit beträgt der Sandanteil ca. 80 % mit überwiegend Feinsand und Mittelsand mit ca. 10 % Grobsand.

Bau und Gestaltung
Zum Muldenbau wird auf die Quellenangaben verwiesen. Zur Ausschreibung s. auch die Seite Muldenbau.
Die Mulde kann als Rasen oder Wiese begrünt oder auch mit Stauden oder wechselfeuchten Gräsern bepflanzt werden. Spezielle Saatmischungen einheimischer Kräuter- und Blumenmischungen sind auch sehr geeignet (vgl. Seite 14 ff. [1]) und [6], [7].
Unterhaltung und Pflege
Die Pflege beschränkt sich auf die regelmäßige Mahd bzw. den Staudenschnitt. Mähgut und Laub sind regelmäßig zu entfernen. Beim Nachlassen der Versickerungsleistung sollte der Rasen vertikutiert werden. Der Einsatz von Dünge-, Giftspritz- und Auftaumitteln ist verboten. Weitere Hinweise s. Tab. 6 in [1] und in den aufgeführten Quellen.
Quellenangabe
[1] Multifunktionale Versickerungsmulden, Handlungsempfehlung für Planung, Bau und Betrieb, Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), 41 S., 2004.
[2] Sieker, F., Sieker H., Kaiser, M. (2006): Dezentrale Regenwasserbewirtschaftung im privaten, gewerblichen und kommunalen Bereich. Grundlagen und Ausführungsbeispiele. 323 S., zahlr. farbige Abb., Tab.
[3] Naturnaher Umgang mit Regenwasser, Leitfaden für Ihr Grundstück, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Bandenburg (mluk), 40 S., 2020.
[4] Hinweise und Empfehlungen zur Ausführung von Mulden-Rigolen-Systemen – Praktische Erfahrungen aus dem WG Altglienicke in Berlin, Dr.-Ing. Mazen Herata, Technische Universität Dresden – Fakultät Bauingenieurwesen, Institut für Wasserbau und Technische Hydromechanik (IWD), Wasserbaukolloquium 2003 „Gewässer in der Stadt“.
[4a] in [4] Strecker, A. (1995): Empfehlungen zur Wahl der Saatmischung sowie der Kornverteilung der Mutterbodenschicht des Mulden-Rigolen-Systems, Zeitschrift für Stadtentwässerung und Gewässerschutz, Heft 32, SuG-Verlag, Hannover.
[5] Freiburg in Breisgau 01/2016: Naturverträgliche Regenwasserbewirtschaftung, Merkbatt Versickerung, 52 S.
[6] Angelika Eppel-Hotz, Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, LWG Veitshöchheim, Artikel in DEGA GALABAU 03/2019, S. 62-67: Bepflanzte Sickermulden bieten Mehrwert.
[7] Angelika Eppel-Holz in LWG 11/2009, S. 41-45 (Sonderdruck 11 S. der Bayerische Lan-desanstalt für Weinbau und Gartenbau, Abt. Landespflege): Versickerungsmulden standortgerecht bepflanzt.